60 Jahre Wasserwerk
Es liegt in der Mitte des Ortes direkt an der L3020 und viele Ennericher fahren oder gehen täglich mehrmals daran vorbei. Besser bekannt ist es unter dem Namen „Altes Wasserhäusschen“ - heute das Gelände des Heimat- und Verschönerungsvereins.
Seit 1911 gibt es in Ennerich eine zentrale Wasserversorgung. Da die ursprüngliche Quelle aber nicht ausreichte, stellte die Gemeindevertretung Anfang der 1950er Jahre Überlegungen an, wie die Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser sicher gestellt werden könne.
Auf Empfehlung des hessischen Landesamtes für Bodenforschung wurde von der in Ennerich ansässigen Firma Etschel u. Meyer eine Bohrung in der Nähe des Emsbaches niedergebracht. Die Bohrtiefe betrug 47,3 Meter und der Bohrkern zeigte 17 Erdschichten (siehe Heimatbuch, S. 19 u S. 228). Gefördert wurden 12 l/sek. Der Eisengehalt des Wassers betrug 0,18 mg/l.
Im November 1952 erhielt die Firma Hafner aus Schadeck den Auftrag, das Schalthaus über dem Brunnen zu errichten. Die Ausschachtarbeiten und ein Großteil des Ziegelmauerwerkes wurden noch im gleichen Jahr erledigt. Die Fertigstellung erfolgte 1953. Bereits im folgenden Winter zeigten sich Undichtigkeiten, so dass der komplette Bau saniert werden musste.
Die Gesamtkosten für die Bohrung und die Errichtung des Schalthauses betrugen 48.297,09 DM. Da Ennerich damals mit zu den ärmsten Gemeinden des Oberlahnkreises gehörte, konnte die Finanzierung nur dank Zuschüssen und Krediten gesichert werden.
Seit 1973 erhält Ennerich sein Trinkwasser vom Wasserverband „Georg Josef“. Dadurch wurde das alte Wasserwerk nicht mehr benötigt und war Jahre lang ungenutzt. Erst durch die Gründung des Heimat- und Verschönerungsvereins wurde das Haus und das umliegende Gelände wieder mit neuem Leben erfüllt.
Mit Gründung des HuV im Jahre 1990 stellte die Stadt Runkel dem Verein das Gelände rund um das Wasserhaus zur Nutzung zur Verfügung. Im Mai 1991 wurde die neu geschaffen Freizeitanlage eingeweiht.
Veröffentlicht: Runkeler Blättchen, September 2012
100 Jahre zentrale Wasserversorgung
So wie für viele Menschen der Strom einfach aus der Steckdose kommt, so kommt auch für Viele das Wasser einfach aus der Leitung oder dem Wasserhahn. Da es in der Stadt Runkel zum Glück genug Trinkwasser gibt, macht man sich in der Regel auch keine größeren Ge-danken darüber, wo das Wasser eigentlich herkommt und wie und wann die Voraussetzungen dazu geschaffen wurden, dass das saubere Trinkwasser heute aus der Leitung kommt.
So ist es auch nicht sehr verwunderlich, dass in diesem Jahr in Ennerich, -ältester Runkeler Stadtteil- dem Großteil der Bevölkerung ein historisches Datum unbemerkt geblieben ist: 100 Jahre zentrale Wasserversorgung!
Die Voraussetzungen zum Aufbau einer zentralen Wasserversorgung in Ennerich wurden am 07.09.1906 geschaffen. An diesem Tag stimmten sechs von acht Gemeindevertretern für den Bau einer Hochdruckwasserleitung. Auf die schon damals notwendige Ausschreibung gaben auch die Unternehmer Karl Schwenk und Ernst Hardt aus Ennerich Angebote ab. Ihnen konnten allerdings keine Arbeiten übertragen werden.
Die notwendigen Aufträge für die Verlegung der Rohrleitungen, Ausheben der Gräben, Ein-bau der Schieber und Hydranten, Anlage des Sammelschachtes und Bau des Hochbehälters wurden dann am 24. Mai 1910 an den Unternehmer Derlich aus Wetzlar vergeben. Die Inbe-triebnahme der Wasserleitung erfolgte am 10. Januar 1911.
Der 100 cbm fassende Hochbehälter wurde bereits ein Jahr zuvor fertig, ist also bereits 101 Jahr alt und wird immer noch genutzt. Über der Tür belegt eine inzwischen stark verblasste
8 cm dicke Kunstsandsteinplatte mit Inschrift die Entstehung. Seine Aussenanlagen sind leider stark dem Verfall preisgegeben. Da der Hochbehälter neben der Kirche das zweite „Wahrzeichen“ des Ort ist, sollte und müsste er dringend saniert werden.
Veröffentlicht: Runkeler Blättchen, Oktober 2011
720 Jahre Emsbachbrücke
Jahrtausende lang passte sich der Mensch bei seinen Bewegungen über das Land den natürlichen Gegebenheiten der Natur an. Seine Wege und Pfade führten durch Täler, über Bergrücken und durch flache Stellen in Bächen und Flüssen, den so genannten Furten.
Mit zunehmender Zivilisation versuchte man, Strecken zu verkürzen und so Zeit einzusparen, was aber nur möglich wurde durch den Bau von Tunnels und Brücken.
Die damals und auch heute noch größte Brücke in der Gemarkung von Ennerich wurde im Jahre 1292 erstmals urkundlich erwähnt. Somit gibt es nachweislich seit 720 Jahren im Zuge der Straßenverbindung von Limburg nach Runkel (heute L 3020) einen befahrbaren Übergang über den Emsbach.
Bei dem ursprünglichen Bauwerk handelte es sich um eine Gewölbebrücke, die aus Bruchsteinen gemauert war. Die verwendeten Steine stammen sehr wahrscheinlich aus dem Ennericher Steinbruch am heutigen Radweg R 8 in Richtung Lindenholzhausen.
Diese Brücke hielt mindestens 650 Jahre lang und wurde leider durch das starke Hochwasser im Frühjahr 1942 zerstört. Nach der Zerstörung stand dann dort 14 Jahre lang eine Behelfsbrücke aus Holz, die Pioniere der Wehrmacht errichtet hatten. Erst im Jahre 1956 wurde die neue Spannbetonbrücke über den Emsbach gebaut, die wir heute kennen. Das Edelstahlgeländer fertigte und montierte die Firma Will aus Ennerich.
Veröffentlicht: 09. Mai 2012, Runkeler Blättchen 3/2012
15 Jahre Bürgerhaus - die Entstehungsgeschichte
Was lange währt, wird endlich gut! Dieses Sprichwort gilt ohne Abstriche für die Entstehungsgeschichte des Ennericher Bürgerhauses.
Bereits in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde in der Bevölkerung und in den Ortsvereinen über eine Gemeinschaftseinrichtung diskutiert, die den Bürgern und allen Vereinen für ihre Aktivitäten zur Verfügung stehen sollte. Zu dieser Zeit bestanden aber noch keine konkreten Vorstellungen über Größe, Standort, Nutzung und Finanzierung. Auch die Haltung der verantwortlichen Runkeler Politiker war skeptisch bis ablehnend.
Der entscheidende Anstoß für die Realisierung eines Bürgerhauses (Dorfgemeinschaftshauses) erfolgte zu Beginn des Jahres 1985. Auf Einladung der Ennericher SPD bildete sich die „Bürgerhaus-Kommission“, der Vertreter aller Vereine, der Parteien sowie des Ortsbeirates angehörten. Den Vorsitz übernahm der damalige SPD-Vorsitzende und Magistratsmitglied Hermann W. Machoi. Nur das gemeinsame Auftreten, sowie die Zusage der Vereine, einen Teil der Baukosten durch Eigenleistung zu erbringen, erbrachten die Zustimmung der Runkeler Gremien zur Planung.
Im Sommer 1985 stellte Bürgermeister Klos die Fertigstellung zur 1200-Jahr-Feier im Jahre 1990 in Aussicht. Wie sich später herausstellte, wurde dieses Ziel um etliche Jahre verfehlt und bis zur Realisierung mussten noch einige Schwierigkeiten und Hindernisse überwunden werden.
Im Frühjahr 1986 wurden erstmals 50.000,- DM im Haushaltsplan der Stadt Runkel für ein Bürgerhaus in Ennerich bereitgestellt. Weitere 100.000,- DM folgten im Haushaltsplan 1987.
Im Sommer 1987 wurde nach langer Diskussion der Standort für das zu errichtende Gebäude festgelegt. Die „Bürgerhaus-Kommission“ entschied sich, nach Rücksprache mit den Partei- und Vereinsvorständen, mit 9:2 Stimmen für das Gelände im Ortskern (siehe Ortsbeiratsprotokoll vom 17.09.87). Dieser Platz wurde allerdings zu diesem Zeitpunkt noch von der Firma Etschel u. Meyer genutzt (siehe Heimatbuch, S. 255).
Ein erster Entwurf für das Raumprogramm wurde im Sommer 1988 durch das Ingenieurbüro Herget und Bürgermeister Klos vorgestellt. Das auf Wunsch der Vereine geringfügig geänderte Raumprogramm wurde im Dezember 1988 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen. Im Januar 1989 wurde es dann an Hand eines Models auf den Jahreshauptversammlungen der Vereine sowie im Ortsbeirat vorgestellt.
Nach einem weiteren Jahr wurde endlich im Frühjahr 1990 die Baugenehmigung erteilt. Mit dem Bau konnte aber noch nicht begonnen werden, da die Firma Etschel u. Meyer das Gelände noch nicht geräumt hatte bzw. das neue Betriebsgelände noch nicht fertiggestellt war. Am 31.05.1991 teilte Bürgermeister Klos mit, dass das Gelände „Am Galgen“ fertiggestellt sei und gab die Zusage für den Baubeginn im Herbst 1991. Doch erst im Juli 1992 wurde die alte Betriebshalle der Firma Etschel u. Meyer abgerissen.
Endlich, im August 1992, wurde mit dem Bau begonnen. Eine Fachfirma erstellte die Pfahlgründung und die Bodenplatte. Diese mit ca. 400.000,- DM sehr kostenintensive Maßnahme war notwendig, da es sich um das Gebiet des ehemaligen Dorfteiches (siehe Bild) handelte und der Untergrund sehr weich war.
Im Februar 1993 begannen die Maurer- und Betonarbeiten. Diese wurden komplett in Eigenleistung durchgeführt! Eine innerhalb der Stadt Runkel bis dahin einmalige Leistung der Ennericher Bürger, die eine erhebliche Kostenersparnis darstellte. Die Bauleitung übernahm dabei Dieter Ott, die Einteilung der Arbeitskräfte oblag Ortsvorsteher Roland Fischer. Die etwa 90 freiwilligen Helfer leisteten rund 3.000 Arbeitsstunden, so dass nach der Teilfertigstellung des Daches am 25.03.1995 das Richtfest gefeiert werden konnte.
Der Innenausbau wurde von verschiedenen Fachfirmen ausgeführt. Hierbei arbeitete die Firma, die die Fenster und die Holzverkleidung anbrachte, nicht fachgerecht, was zu einer erheblichen Zeitverzögerung bis zur Fertigstellung führte.
Im Juni 1996 wurden vom Magistrat der Stadt Runkel die letzten Gewerke vergeben. Für 120.000,- DM wurden Garderoben, Thekenanlage und ähnliches angeschafft.
Die offizielle Einweihung des Dorfgemeinschaftshauses Ennerich erfolgte nun endlich unter Teilnahme von Bürgermeister Heil und den freiwilligen Helfern am 06. September 1996.
Mit Beginn der Bauarbeiten gründete sich das sogenannte „Bauteam“. Besonders engagierte Ennericher Bürger, die sich durch ihren großen Einsatz bei den Bauarbeiten hervorgetan und um das Bürgerhaus verdient gemacht haben. Einige davon treffen sich noch heute regelmäßig und die bei den Treffen erwirtschafteten Erlöse fließen in Ausstattung und Kleinreparaturen.
Eine weitere Aufwertung erhielt das Bürgerhaus durch den Anbau des Kindergartens. Dieser wurde 1997 eingeweiht und durch den direkten Zugang können die Kinder den Saal z.B. zum Turnen nutzen.
Komplettiert wurde das Gesamtambiente durch die Inbetriebnahme des Besenbinderbrunnens am 23. Mai 1999. Dieser wurde ausschließlich durch den Erlös aus dem Verkauf des Heimatbuches finanziert, so dass Stadtkasse und Steuerzahler auch hierbei nicht belastet wurden.
2010 wurde auf dem Dach des Bürgerhauses eine Solaranlage installiert und trägt damit jetzt auch zur umweltfreundlichen Stromerzeugung bei.
Bürgerhaus und Kindergarten bilden zusammen mit dem Brunnen eine sehr gelunge Einheit und sind zum Zentrum des dörflichen Lebens in Ennerich geworden.
Veröffentlicht: Runkeler Blättchen, Februar 2012
400 Jahre Nutzung regenerativer Energien
Sonne, Wasser und Wind werden in Ennerich schon sehr lange zum Betreiben von Mühlen, für ein Pumpwerk und zur Stromgewinnung genutzt. Bereits Anfang des 17ten Jahrhunderts ist der Betrieb eines Eisenhammers mittels Wasserkraft nachgewiesen.
Im 18ten und 19ten Jahrhundert haben dann mehrere Mühlen das fließende Wasser von Emsbach und Mühlgraben genutzt, um Papier herzustellen und Getreide zu malen.
Anfang des 20ten Jahrhunderts sollte dann ein Windrad aus Metall auf dem Hammerberg ein Pumpwerk zur Einspeisung von Wasser in das öffentliche Trink-wassernetz betreiben. Wegen ungünstiger Windverhältnisse konnte die Anlage aber nicht gleichmäßig und ständig laufen und wurde nach nur wenigen Jahren Betriebszeit wieder abgebaut und verschrottet.
Seit nunmehr 25 Jahren produziert ein kleines Wasserkraftwerk am Emsbach Strom. Mit seiner Leistung können bis zu 50 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Anlage nutzt den Höhenunterschied von 4 Metern zwischen Emsbach und dem alten Mühlgraben. Zwei Turbinen und ein Generator erzeugen den Strom, der über ein Erdkabel ins Netz der Süwag eingespeist wird.
Zunehmend wird auch in Ennerich die Sonnenstrahlung zur Stromerzeugung genutzt. So tragen seit einigen Jahren Solaranlagen auf dem Dach des Dorfgemeinschaftshauses sowie auf vielen privaten Dächern zur Energiewende bei!
Veröffentlicht: Runkeler Blättchen 06/2015 (September `15)
150 Jahre Ennericher Tunnel
Der Streckenabschnitt Limburg – Weilburg ist ein Teil der Eisenbahnstrecke von Wetzlar nach Koblenz, die wegen ihres Verlaufes entlang der Windungen der Lahn als Lahntalbahn bezeichnet wird. Dieser Abschnitt, zu dem der Ennericher Tunnel gehört, wurde am 14. Oktober 1862 eröffnet. Der Tunnel ist 494 Meter lang und damit der längste Tunnel zwischen Gräveneck und Balduinstein.
Aus Anlass des 150sten Jahrestages der Streckeneröffnung hat der Briefmarkensammler-Verein Limburg am 03. Oktober 2012 eine limitierte individuelle Briefmarke mit einem entsprechenden Sonderstempel herausgegeben.
Die Gesamtauflage der 55 Cent Briefmarke beträgt 1000 Stück. Sie zeigt eine Dampflokomotive bei der Ausfahrt aus dem Westportal des Ennericher Tunnels, fotografiert bei einer Sonderfahrt im Mai 2012.
Weiter interessante Details aus der besonderen 150jährigen Geschichte des Ennericher Tunnels (technische Angaben, Sanierung, Geschichten, Tunnelportale) sind ausführlich dargestellt und beschrieben im Jahrbuch 2013 des Kreises Limburg-Weilburg, S. 263 – 265.
Veröffentlicht: Runkeler Blättchen, Dezember 2012
Die ehemalige Tankstelle
Ja, in Ennerich gab es tatsächlich mal eine Tankstelle. Sie bestand 27 Jahre lang in der Limburgerstr. 14 und versorgte die anfangs noch raren Autos und Motorräder mit Kraftstoffen von ARAL.
Errichtet wurde die Tankstelle im Jahre 1953 von Wilhelm Will. Das Gebäude bestand zunächst aus dem Kassen- und Verkaufsraum, links und rechts davon zwei Werkshallen zur Fahrzeugreparatur.
Es gab zwei feste Zapfsäulen, eine Station für Schmierstoffe sowie eine mobile Station mit Handbetrieb für Zweitakter. Alles in den ARAL Farben blau – weiß.
Im Jahre 1960 wurde das vorhandene Tankstellen- und Werkstattgebäude durch einen Wohnteil aufgestockt. Wilhelm Will betrieb die Tankstelle bis Februar 1964.
Von März 1964 bis 1979 hatte Georg Borbonus die Tankstelle gepachtet. Danach übernahm sie Herr Unger für 9 Monate.
1980 wurden von der Firma ARAL die Erdtanks erneuert, aber der Verkauf von Kraftstoff in Ennerich lohnte sich nicht mehr. Daher wurde die Tankstelle trotz der neuen Tanks geschlossen, der untere Teil des Gebäudes verpachtet und als reine Autowerkstatt genutzt (von den Herrn Bayer, Reiter und Mathiszek). Auch Neufahr-zeuge wurden verkauft. Aus diesem Grund baute Herr Mathiszek in den 90er Jahren einen Ausstellungsraum an.
Seit 01.01.2000 betreibt Herr Friebe hier „Die Wagenschmiede“. Seit 2012 ist er auch Besitzer des gesamten Anwesens.
Veröffentlicht: Runkeler Blättchen, September 2014