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Heimat- und Verschönerungsverein 1990 Ennerich e.V.
Vereinsanlage

"Altes Wasserhäuschen"

Limburger Straße
65594 Runkel - Ennerich

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Historisches Ennerich - Vermischtes

Sehr seltener Postbeleg

 

55 Jahre nach ihrer Versendung  ist jetzt eine Motivpostkarte (siehe Bild) durch Zufall über eine Versteigerung bei Ebay an ihren Absendeort Ennerich zurückgekehrt. Frankiert wurde sie ordnungsgemäß mit 10 Pfennig. Der Poststempel trägt das Datum vom 01.03.1957.

 

Geschrieben und verschickt wurde die Karte von Hilde Stöppler, die damals mit ihrer Familie in der Taunusstraße wohnte. Im Kartentext wird ihr Sohn Friedolf erwähnt, der auch heute noch mit seiner Familie in Ennerich wohnt. Gerichtet war die Karte an Frau Toni Kurz, die Tante von Friedolf Stöppler, die in Melsungen wohnte.

 

Als eine weitere Besonderheit befindet sich auf der Motivpostkarte neben der Briefmarke (100. Geburtstag des Physikers Heinrich Hertz) und dem eigentlichen Entwertungsstempel ein sogenannter Landpoststempel (mit der Zahl „16“). Dieser wurde von Posthilfsstellen (Poststellen II –Land-) geführt. Er wurde jeweils neben der Marke abgeschlagen, die eigentliche Entwertung erfolgte dann erst im Postamt (hier Limburg/ L.). Damit wurde es dann auch rechtlich eine offizielle Postsendung.

 

Die Zahl „16“ im Landpoststempel belegt die damalige Zuordnung der Amtsstelle Ennerich zum Leitamt „16 Limburg(Lahn)“ und findet sich auch im Entwertungsstempel wieder. Das „k“ dient der genauen Wiedererkennung , da es mehrere solcher Entwertungsstempel gab.

 

Briefe oder Postkarten mit Frankatur und derartigen Stempelabschlägen von kleinen Orten sind äußerst selten. In Verbindung mit der Rückkehr an ihren Absendeort macht er diese sehr gut erhaltene Motivpostkarte zu einem besonderen und sehr seltenen Sammelobjekt.

 

 

Veröffentlicht: Runkeler Blättchen, Ausgabe 04/2012

 

 

Einmalige 90 Jahre alte Wandbilder

 

Im Laufe des vergangenen Jahres erhielt ich einen Anruf von Erna Gebauer. Sie sagte zu mir: „Komm doch mal zu uns, wir haben hier was, so etwas hast du noch nicht gesehen“. Damit war natürlich meine Neugierde geweckt und bereits wenige Tage später besuchte ich, ausgerüstet mit Papier, Stift und Kamera voller Ungewissheit, was mich denn erwarten würde, die Familie Gebauer.

 

Kaum war ich durch die Haustür ins Treppenhaus gelangt, fiel mein Blick schon auf das erste Bild, dann um die Ecke sah ich zwei weitere Bilder. Zu meinem großen Erstaunen waren es aber keine „normalen“ Bilder auf Leinwand und mit Rahmen. Nein, es handelte sich um Wandbilder, also direkt mit Ölfarben auf die Wand, auf den Putz gemalt! So etwas hatte ich wirklich noch nie gesehen und es dürfte sich dabei auch bis in den weiteren Umkreis von Ennerich um eine Einmaligkeit handeln.

 

Alle drei Bilder zeigen landwirtschaftliche Szenen. Während auf zwei Bildern das Beladen von Erntewagen dargestellt ist, zeigt das dritte Bild (siehe Foto) einen Bauer mit Pferden beim Pflügen. Der Kirchturm links im Hintergrund des Bildes könnte der Ennericher sein.

 

Diese Motivauswahl passt natürlich ideal in ein Bauernhaus, ist aber eine weitere große Besonderheit, denn gängige Motive in der Malerei sind Personen, Pflanzen, Tiere, Gebäude und Landschaften, aber nicht unbedingt Darstellungen aus der Landwirtschaft.

 

Die Bilder haben jeweils eine Länge von 72 cm und eine Höhe von 48 cm, wurden laut Signatur im Juli 1923 gemalt und haben auf den Monat genau die 90 Jahre bis heute, da sie zum Glück nicht mit Tapeten überklebt oder mit Farbe überstrichen wurden, unbeschadet überstanden.

 

Gemalt wurden dir drei Bilder von Georg Wilhelm Hardt. Er war der Bruder von Ernst Hardt, dem Großvater von Erna Gebauer, und lebte zumindest zeitweise in Ennerich. Über meine, durch die Wandbilder ausgelösten, weiteren Nachforschungen zum Maler Georg W. Hardt und die erstaunlichen Ergebnisse daraus wird in einem weiteren Artikel im Jahre 2015 aus Anlass seines 70sten Todestages berichtet.

 

 

Veröffentlicht: Runkeler Blättchen 05/2013 (Juli 2013)

   

 

Blücherschanze: 200 Jahre altes Soldatengrab

 

Im Laufe dieses Jahres wurde in allen Medien immer wieder über den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren berichtet. Das Soldatengrab in Ennerich jedoch ist schon 200 Jahre alt, aber außerhalb jeglicher Erinnerung.

Im Jahre 1796 kämpften deutsche Truppen unter Erzherzog Karl von Österreich im Lahntal gegen ein französisches Revolutionsheer. In diesem Zusammenhang ließ Karl eine Verteidigungsanlage, eine sogenannte Lünette, errichten. Diese befindet sich im Ennericher Wald direkt am Lahnhöhenweg (Obere Lach, neben der ehema-ligen Kiesgrube). Sie diente der Verteidigung des Kerkerbachtales und dem Schutz von Frankfurt/M.

 

Der Kehlwall dieser Anlage mit seiner Länge von 32 Metern wurde in den ersten Monaten des Jahres 1814 zum Massengrab für 250 Soldaten der preußischen Armee. Diese Kämpfer aus den Befreiungskriegen starben im Militärlazarett, das in der Runkeler Burg eingerichtet war. Wegen den katastrophalen hygienischen Zu-ständen brach dort Typhus aus. Daran verstarb eine sehr große Zahl der in das Lazarett aufgenommen Soldaten. Die ersten Toten nach Ausbruch der Seuche wurden auf dem Friedhof zwischen Runkel und Schadeck bestattet. Nach starken Runkeler Protesten wurde dann die Schanze zur letzten Ruhestätte für die Seuchenopfer. Diese wurden in mehreren Lagen in den Gräben der Schanze beerdigt.

 

Zum Gedenken an diese 250 verstorbenen preußischen Soldaten wurde auf Initiative des Runkeler Heimatforschers August Gerhardt an der Schanze ein Denkmal errichtet, das am 27. Juni 1926 feierlich enthüllt wurde. Es handelt sich dabei um einen mehr als 2 m hohen Findling aus Villmarer Marmor mit einer gußeisernen Gedenk-platte. Dieser Gedenkstein ist auf mehreren alten Ennericher Postkarten abgebildet.

In der Literatur werden Schanze und Massengrab mehrfach erwähnt und beschrie-ben (Nassauische Annalen, Chronik Runkel, Heimatbuch Ennerich, Jahrbuch 1996 des Kreises Limburg-Weilburg).

Im Volksmund ist die Stelle mit dem Massengrab und dem Gedenkstein unter der Bezeichnung Blücherschanze bekannt, korrekt müsste sie aber Erzherzog-Karl-Schanze heißen.

 

 

Veröffentlicht: Runkeler Blättchen 07/2014 (Oktober 2014)

 

   

 

   

 

Bedeutende Grabfunde vor 25 Jahren

 

Was für ein Zufall! 1990. Genau passend zur 1200-Jahr-Feier aus Anlass der ur-kundlichen Ersterwähnung des Dorfes wurden in Ennerich Steinplattengräber aus der Karolingerzeit entdeckt, ausgegraben und die Inhalte sichergestellt.

Aber so ganz zufällig waren diese Funde nicht. Bereits aus dem Jahr 1762 sind erste Gräberfunde in der Flur „Schlossersgraben“ dokumentiert. Daher wurden die Bagger-arbeiten für das Neubaugebiet von den Ennerichern Bernd Stoll, Detlef und Hermann Ebel sowie dem Villmarer Hans J. Paul überwacht. Auf den Grundstücken Mozartstr. 3, 5 und 7 stieß man dann bei Baggerarbeiten auf insgesamt 5 karolingische Stein-plattengräber aus dem 6. – 7. Jahrhundert.

Nach Auswertung der Grabfunde durch Dr. Pachali vom Landesamt für Denkmal-pflege kann davon ausgegangen werden, dass es sich hier um einen fränkischen Ortsfriedhof, und damit vermutlich um den ersten Ennericher Friedhof, handelt.

Die Gräber enthielten Skelette von Kindern und Erwachsenen, sowie eine 56teilige Halskette aus Tonperlen, Glasperlen, ein Stück Bernstein, einen eisernen Beschlag  und einen ca. 10 cm langen Dreilagenkamm.

Ein Kinderskelett, liebevoll „Gertrude“ genannt, die Halskette (siehe Bild) sowie zwei Tongefäße aus der Hallstattzeit (ebenfalls Funde aus Ennerich) sind im Heimatmuseeum in Weilburg ausgestellt und zu besichtigen.

 

Veröffentlicht in: Runkeler Blättchen 05/2015 (August `15)

   

 

   

 

Titelseite der extra für diesen Besuch von den Gästen gedruckten Begrüßungsmappe mit den beiden Vereinswappen

Besuch aus Lviv vor 25 Jahren

 

Gäste und Besuchergruppen sind in der Ennericher Ortsgeschichte eigentlich nichts Ungewöhnliches. Mehrfach waren Sportmannschaften und Chöre aus Deutschland oder dem benachbarten Ausland für mehrere Tage hier zu Gast. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Besuche des „Gemengt Chor“ aus DeLier (Holland) und der AH-Fußballmannschaft aus Naumburg /Saale (damals noch DDR).

Einen ganz besonderen Besuch aber, der bis heute allen Beteiligten in guter Erinnerung geblieben ist, gab es im Sommer 1991. Auf Einladung der Alten Herren des SCE weilte die Fußballmannschaft von SC Karpaty Lviv (früher Lemberg/Ukraine) für mehrere Tage in unserem Ort. Die Unterbringung der Gäste erfolgte privat bei vielen Ennericher und Runkeler Familien.

Es kann als kleine Sensation bezeichnet werden, dass der Besuch damals überhaupt zu Stande kam. Möglich wurde er nur durch die sich ändernde politische Situation zwischen Ost und West.

Für die 1200 Km lange Anreise benötigten die Gäste in ihrem sehr betagten Bus ohne Zwischenübernachtung 40 Stunden. Außerdem kamen sie erst einen Tag später an als angekündigt, da die Pässe nicht rechtzeitig vorlagen und sich dadurch die Abfahrt verzögerte.

Zustande gekommen war der Kontakt der beiden Vereine durch Wilhelm Stöppler (†) und Igor Potpalluk (†), die sich als Eisenbahnmitarbeiter vor dem Krieg in der Ukraine kennengelernt hatten. Jahrelanger Briefverkehr und gegenseitige Besuche in den Jahren 1974 und 1977 vertieften die Freundschaft. Durch die beiden Söhne Helmut und Yuri entstand dann die Verbindung zu den beiden Alte-Herren-Mannschaften.

Die Mannschaft von Karparty Lviv bestand überwiegend aus ehemaligen Profifußbal-lern. Dies merkten die Ennericher Alten Herren aber erst nach den beiden Nieder-lagen (7:4 und 7:3) und den anschließenden Gesprächen.

Neben den Fußballspielen standen gesellige Veranstaltungen, diverse Besichtigung-en (Kubacher Kristallhöhle, Brauerei Hachenburg, Hessenvertretung in Bonn, Opel in Rüsselsheim usw.) und Begegnungen in den Familien auf dem Programm. Trotz der Sprachprobleme gab es sehr herzliche Begegnungen und es entstanden teilweise langjährige Freundschaften.

Da der Bus für die Rückreise mit allerlei Geschenken und Mitbringseln (Couch, Autoreifen,  Autoersatzteile, Duschvorhänge, Bügeleisen uvm.) vollgestopft war, reichte der Platz für die Fahrtteilnehmer nur deswegen noch aus, weil einige der Spieler hier ältere Gebrauchtwagen erworben hatten, mit denen sie zurück in die Ukraine fuhren. Die ausgesprochene Einladung für einen Gegenbesuch haben die Alten Herren des SCE  gerne angenommen und ein Jahr später realisiert.

 

 

Veröffentlicht: Runkeler Blättchen 05/2016 (Mai 2016)

 

 Seit 329 Jahren läuten die Glocken

 

So selbstverständlich wie in islamischen Ländern der Muezzin die Gläubigen zum Gebet ruft, gehört zum Christentum und zu unserer Kultur das Läuten der Glocken. Sie läuten zum und während des Gottesdienstes, zu Hochzeiten und Beerdigungen, aber auch zu bestimmten Uhrzeiten am Tag (7, 11 und 18 Uhr).

In Ennerich ist das Glockenläuten seit 1687 nachgewiesen. Unter Pfarrer Johann Ludwig Emmermann wurde eine 70 Kg schwere Glocke mit der Inschrift „Goß mich Johann Georg Bartels vor die Gemeinde Ennerich 1687“ angeschafft.

Eine zweite kleinere Glocke kam 1743 unter Pfarrer Joh. Lud. Konrad Emmelius dazu. Sie war 51 Kg schwer, hatte Ornamente und Verzierungen und trug die In-schrift „Goß mich Benedict J. Georg Schneidewind in Frankfurt 1743“.

228 Jahre lang läutete die große Glocke vom Kirchturm, dann musste sie während des ersten Weltkrieges abgegeben werden und wurde eingeschmolzen.

Die kleine Glocke läutete 183 Jahre lang über Ennerich. Sie wurde 1926 der Fa. Rinker in Sinn übergeben. Im Gegenzug erhielt die Ennericher Kirche unter Pfarrer Robert Meyer drei neue Bronzeglocken, die am 12. September 1926, also vor 90 Jahren, geweiht wurden (siehe Bild). Sie kosteten pro Kilogramm 3,- Reichsmark, insgesamt mit Schriftzeichen, Armaturen und Glockenstuhl 3.709,- RM.

Zwei von diesen Glocken läuteten nur 16 Jahre. Die letzten Ennericher Glocken stammen aus dem Jahr 1954. Weitere interessante Details zur Geschichte der Ennericher Glocken wurden von Hannelore Fischer und Erich Becker (†) zusammen-getragen (siehe Ennericher Heimatbuch, S. 72 – 74).

 

Veröffentlicht: Runkeler Blättchen 07/2016

Ennericher Bürger in Festtagskleidung bei der Glockenweihe am 12.09.1926